Mit Sport gegen brüchige Knochen

Bei der Osteoporose, einer Erkrankung aller Knochen, nimmt die Knochenmasse ab während die Brüchigkeit des Knochens steigt. Stürze, aber auch einfache Alltagsbelastungen führen zu Brüchen der Wirbelkörper oder des Oberschenkelhalses.

Besteht Osteoporose-Verdacht, kann über eine Knochendichtemessung und Blutuntersuchungen Klarheit geschaffen werden. Unter Berücksichtigung der konkreten Voraussetzungen und Ziele wird gemeinsam mit dem Patienten eine Behandlungsstrategie entwickelt, um zukünftige Brüche zu verhindern und Schmerzen zu lindern oder zu vermeiden. Die Aufgabe des Arztes ist es nicht nur, eine optimale Behandlung mit Medikamenten einzuleiten, sondern auch dem Patienten Möglichkeiten aufzuzeigen, selbst einen großen Beitrag zur Therapie seiner Erkrankung zu leisten. Gerade das ist ein allzu oft unterschätzter Punkt. 

Eine erste Säule ist der Einsatz von Medikamenten, die den Knochenabbau hemmen, damit der lebenslang stattfindende Knochenaufbau wieder überwiegt. Ganz wesentlich sind auch Schmerzmittel, besonders nach Brüchen. Ein Vitamin-D- und Calciummangel kann ebenfalls medikamentös ausgeglichen werden, damit der Knochenaufbau richtig stattfinden kann. Hier kommen wir jedoch in den Bereich einer ausgewogenen, kalziumreichen Ernährung. Untergewicht sollte ebenso vermieden werden wie ein Mangel an Sonnenlicht auf der Haut, da so die eigene Vitamin-D-Produktion angeregt wird. 

Medikamente und Ernährung verhindern Knochenabbau und begünstigen den Aufbau. Es bedarf jedoch zusätzlicher Anreize für den Knochenaufbau, und hier kommt die Bewegung ins Spiel: Werden Knochen beansprucht, führt das zu ihrer Stärkung. Unsere Muskeln setzen einen Wachstumsreiz an die Knochen, indem sie daran ziehen. Damit werden bei Muskelgebrauch nicht nur diese gestärkt, sondern auch unsere Knochen. 

Werden Knochen nicht belastet, führt das umgekehrt zum Abbau. Ist zum Beispiel der Arm eingegipst, wird der Knochen des Armes geschwächt. Bei bettlägerigen Patienten wird das ganze Skelett nicht mehr gefordert, und die Knochen werden brüchiger. Auch Astronauten im All erleiden einen Abbau der Knochensubstanz, weil im All die Muskeln aufgrund der fehlenden Schwerkraft weniger beansprucht werden und damit weniger an den Knochen ziehen. 

Das sind extreme Beispiele. Häufig begegnen uns Menschen, die im Alltag inaktiv sind. Manche verlassen die Wohnung nicht mehr, andere erledigen den Einkauf und den Haushalt und verbringen den Rest des Tages weitgehend sitzend. Etwas günstiger wird es, wenn Spaziergänge oder etwas Gartenarbeit hinzu kommen. Unsere Muskeln und Knochen wollen und brauchen jedoch mehr. Unsere Aufgabe ist es, sie fit zu machen für unseren Alltag. Mit stärkeren Muskeln und Knochen fallen auch die alltäglichen Aufgaben leichter. Wir halten uns besser aufrecht, und Schmerzen werden auf diese Weise schon reduziert. 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass viele Brüche nicht durch die Osteoporose allein, sondern im Zusammenspiel mit Stürzen entstehen. Im Alter nimmt nicht nur die Knochen- und Muskelmasse ab, sondern auch Sinneswahrnehmung und Reizweiterleitung arbeiten nicht mehr wie bei 20-Jährigen. Dies führt ebenfalls vermehrt zu Stürzen und damit zu Brüchen. Es gilt also durch Bewegung und Training nicht nur die Knochen zu stärken, sondern auch Stürze zu vermeiden. 

Viele Patienten mit Osteoporose haben Schmerzen, zusätzlich eine Herzschwäche oder eine Lungenerkrankung. Dann fällt mehr Bewegung besonders schwer. Wo also anfangen? Gemeinsam mit dem Arzt sollten zunächst die Grunderkrankungen des Patienten gut behandelt sein. Dazu gehört auch eine entsprechende Schmerztherapie. Dann sollten passende Übungen zusammengestellt werden. Ziel der Übungen ist es, Kraft aufzubauen, damit mehr Zug auf die Knochen ausgeübt wird und diese einen Anreiz zur Kräftigung haben. Ein weiteres Ziel ist es, den Körper zu stabilisieren und die Eigenwahrnehmung zu verbessern, damit es nicht oder nicht erneut zu Stürzen kommen kann. Für jeden Trainingsstand gibt es passende Übungen. Auch Übungen im Sitzen sind effektiv. Jeder Zuwachs an Kraft und Halt ist ein großer Erfolg und ein wichtiger Schritt hin zu stärkeren Knochen. 

Um geeignete Übungen zu erlernen kann der Arzt Funktionstraining verordnen. Dafür wird ein Antrag ausgefüllt und an die Krankenversicherung gesendet. Nach positivem Bescheid kann losgelegt werden. Vielerorts sind Selbsthilfegruppen und Vereine organisiert, in denen Funktionstraining unter Anleitung eines Physiotherapeuten geübt werden kann. Leider ist die Dichte im Landkreis Harz noch gering (Gruppen in Harzgerode, Quedlinburg), jedoch gibt es auch Gruppen in den umgebenden Landkreisen (siehe www.osd-ev.org). Gegebenenfalls kann auch eine Verordnung von Reha­sport oder Krankengymnastik in Erwägung gezogen werden. 

Der Arzt kann zusätzlich Informationsmaterial für geeignete Übungen zu Hause zur Verfügung stellen. Eine gute Anregung gibt zum Beispiel auch die vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. herausgegebene Broschüre „Osteoporose und Bewegung“ (abrufbar unter www.osd-ev.org). 

Als Fazit kann festgestellt werden: Eine gute Behandlung der Osteoporose basiert mit Sport und Bewegung, einer sinnvollen Ernährung und einer optimal eingestellten Medikation auf drei gleichwertigen Säulen, die sich gegenseitig ergänzen und stabilisieren. Ihr Arzt ist Ihr kompetenter und verlässlicher Ansprechpartner in diesen Fragen.