Die unbekannte Gefahr

Wenn das Tragen von schweren Gegenständen, schnelleres Gehen und das Treppensteigen schwerer fällt, muss das nicht unbedingt durch eine Erkrankung des Herzens hervorgerufen werden sondern kann die Folge einer Verengung der Bronchien, auch COPD (Chronic Obstructive Pulmonal Disease) genannt, sein. 

Besonders bei langjährigen Rauchern haben sich die Bronchien dauerhaft entzündet, was zu einer schleichenden Verengung und Schleimbildung in den Bronchien führt. Anfangs sind Symptome wie Atemnot, Husten und Auswurf nur selten. Doch die Entzündung ist unheilbar und schreitet langsam fort. Unerkannt und unbehandelt kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer Zerstörung der Lungenbläschen, in der Folge wird das Herz stärker belastet, die Lungenoberfläche wird verkleinert, die Sauerstoffaufnahme ist dadurch verringert.

Eine frühzeitige Diagnose und Therapieeinleitung, zusammen mit der Beendigung des Rauchens können die Erkrankung verlangsamen. Das Einatmen bronchienerweiternder Medikamente bildet dabei die Grundlage der medikamentösen Behandlung. Aber auch das Einatmen  salzhaltiger Luft, z.B. Seeluft, Schutzimpfungen und regelmäßige Bewegung z.B. in einer Lungensportgruppe wirken  therapieunterstützend und Verlangsamen auch das Fortschreiten der Erkrankung. In den letzten Jahren haben sich besonders neue Therapieformen bei sehr schweren Stadien der COPD etabliert. Sie erfordern jedoch eine enge Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, niedergelassenen Fachärzten und Kliniken. Im Ärztenetzwerk „Medinetz Harz“ sind durch die Kooperation mit der Lungenklinik Ballenstedt optimale Voraussetzungen geschaffen worden. So wurde ein COPD-Netz gebildet, in dem durch Behandlungspfade für Diagnostik und Therapie klar geregelt ist, was auf welcher Ebene (Hausarzt, Lungenfacharzt, Klinik) zu leisten ist. Für unsere COPD-Patienten bedeutet dies, dass sie eine optimale Behandlung erhalten. Das ist in Sachsen-Anhalt einmalig und Bestandteil eines Pilotprojektes. Patienten erhalten wohnortnah durch diese Kooperation Zugang zu den neuesten Behandlungsmethoden z.B. der nichtinvasiven Heimbeatmung und den Verfahren der endoskopischen Lungenvolumenreduktion.

Wichtig ist aber, die Menschen überhaupt erst für Lungenerkrankungen wie die der COPD zu sensibilisieren. Beim Bemerken von Atemnot, Husten und Auswurf  („AHA“) sollte der  Hausarzt informiert werden, der dann die entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen unter Einbeziehung des Lungenfacharztes beginnt.

Thomas Ulrich

Facharzt für Innere Medzin,

Pneumologie, Schlafmedizin