Gefährliche Unregelmäßigkeiten

Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Das Herz schlägt dabei unregelmäßig. Ohne Therapie drohen ernste Folgen, beispielsweise ein Schlaganfall. Es gibt aber gute Therapiemöglichkeiten. Der Patient kann auch selber helfen. 


Normalerweise schlägt unser Herz 60 bis 80 mal pro Minute. Verantwortlich dafür ist der Sinus­knoten, der Taktgeber des Herzens.  In Belastungssituationen (wie beim Sport oder auch bei Prüfungsangst) kann der Puls  auch schon mal bis auf 160 Schläge pro Minute ansteigen während er in Ruhephasen (wie nachts im Schlaf) auf 45 bis 55 Schläge pro Minute zurückgehen kann. Ist die Herzschlagfolge zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Vorhofflimmern ist derzeit die häufigste Herzrhythmusstörung in Deutschland und den Industrienationen. 

Beim Vorhofflimmern ist die Herzschlagfolge, die man als Puls fühlen kann, nicht mehr regelmäßig. Die Störung kann vom Patienten unbemerkt (ohne Symptome) auftreten oder als Herzstolpern oder –rasen, dann häufig verbunden mit einer Leistungsminderung, Luftnot und Herzschmerzen in Erscheinung treten oder sogar Schwindel und Ohnmachtsanfälle auslösen.

Beim Vorhofflimmern ist die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen möglich. Gelangt ein solches Gerinnsel in die Blutbahn, führt es im Gehirn zu einem Schlaganfall (Hirninfarkt) beziehungsweise im Bein zu einer Embolie. In solchen Fällen ist rasches Handeln und eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Dabei zählt jede Minute. 

Vorhofflimmern findet man häufig bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herz- und Lungenerkrankungen (wie COPD) oder bestimmten Risikofaktoren wie Atemaussetzern (sogenannte Schlafapnoe) und Schilddrüsenüberfunktion. Aber auch Nikotin und Alkohol, ein höheres Lebensalter oder eine erbliche Vorbelastung können Ursachen sein. Diese Erkrankungen und Risikofaktoren führen zu strukturellen Veränderungen des Herzmuskels und lösen schließlich diese „Kurzschlüsse“ aus.

Es gibt verschiedene Formen von Vorhofflimmern. Beim anfallsartigem, dem sogenannten paroxysmalen Vorhofflimmern tritt die Herzrhythmusstörung plötzlich und ohne erkennbare Ursache auf, kann Minuten bis Stunden anhalten und verschwindet genauso plötzlich wieder. Das macht die Diagnosestellung manchmal schwierig.

Beim persistierenden Vorhofflimmern bleibt die Herzrhythmusstörung bestehen und kann nur durch Medikamente oder eine elektrische Kardioversion beendet werden. Ähnlich der Defibrillation wird durch Abgabe von Stromstößen die Aktivität der Herzmuskelzellen synchronisiert und der Sinusrhythmus wiederhergestellt.

Beim permanenten Vorhofflimmern versucht man nicht mehr, den normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) herzustellen, sondern stellt den Patienten medikamentös auf eine Herzfrequenz ein, mit der er gut zurecht kommt und belässt es dabei. Zur Diagnosestellung reicht die alleinige Pulsmessung nicht aus. Man braucht schon ein Elektrokardiogramm (EKG) oder ein Langzeit-EKG, bei dem die Aufzeichnung mittels spezieller Rekorder in der Regel über 24 Stunden erfolgt. Die Herzultraschalluntersuchung (Echokardiografie) gibt Auskunft über den Zustand des Herzens. Neben der Herzgröße und –struktur werden das Pumpverhalten sowie die Herzklappen beurteilt.

Sobald Vorhofflimmern nachgewiesen wird, erfolgt eine Abschätzung des Schlaganfallrisikos und es wird in der Regel die Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten begonnen. Erst danach machen sich Patient und Arzt Gedanken darüber, welche Behandlungsstrategie gewählt wird. Das Spektrum reicht von Medikamenten über elektrische Kardioversion bis hin zur Ablation. Dies ist ein Eingriff, bei dem krankhafte Leitungsbahnen und Erregungsherde verödet werden. Erkranktes Herzmuskelgewebe wird dabei entfernt.

Es gibt allerdings auch einige Dinge, die man als Patient selbst tun kann. Neben der konsequenten Behandlung von Grunderkrankungen (zum Beispiel eine gute Blutdruck- oder Blutzuckereinstellung) wird die Behandlung unterstützt durch eine ausgewogene Ernährung, Nikotinverzicht, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, mäßigen Alkoholkonsum  und Vermeiden von Stress beispielsweise. das Erlernen von Entspannungstechniken.

Jeder Patient kann Unterstützung erhalten, zum Besipiel in Form von Reha-Sport für mehr Bewegung, als Raucherentwöhnungskurs oder auch Kurse zur Stressbewältigung. Sprechen sie ihren behandelnden Arzt ruhig darauf an! Die Kurse werden auch durch die Krankenkasse unterstützt.